Dienstag, 26. Februar 2013

S-O-N-S-T-I-G-E-S

Es ist schon wieder passiert: Ich bin dem Marketing zum Opfer gefallen. 

Es war keine offensichtliche Falle, es war...mein Postamt! Unschuldig stehe ich in der Warteschlange, möchte ein Paket abholen. 
Ich kaufe manchmal im Internet und aber auch gerne direkt im Geschäft. Würde mich als Haptikerin bezeichnen. Was ich aber kenne oder keiner Betastung bedarf, kann im Internet gekauft werden. 

Lege also meinen Abholschein samt Perso vor und warte dann geduldig auf die Rückkehr meines Postbeamten. Während er meine Daten und die des Pakets eingibt erzählt er mir von einem neuen Post- bzw. DHL-Service: "Postfiliale Direkt". Wenn ich öfter Pakete erhalte, könnte ich das Paket direkt an die Filiale liefern lassen und bräuchte nicht auf den Abholschein warten. 

Das klang für mich interessant, denn so ein Paket braucht schon sehr lange bis es bei mir ist. Zunächst wird versucht es bei mir zu Hause zuzustellen. Meistens passiert das, wenn ich arbeite und nicht zu Hause bin. Manchmal nimmt es ein Nachbar an, dann habe ich es recht schnell bei mir. Ein anderes Mal kommt der DHL-Mann (muss dabei immer an Mario Barth denken:http://youtu.be/9uHz7AdMEUg) nicht rein und kann demzufolge auch keinen Abholschein da lassen. Diesen sendet er mit der Post in einem Briefumschlag an mich und ich hab ihn mit Glück am nächsten Tag im Briefkasten. Wenn es ganz blöd kommt schaffe ich es an dem Tag nicht noch zur Postfiliale und gehe den Tag drauf zur Abholung. Dann habe ich ja zwei Tage verloren. Mit dem neuen Service könnte ich nun statt MEINER Adresse, die meiner Filiale angeben und dann würde direkt dahin zugestellt werden. 
Überzeugt und mit dem Gefühl die erste auf der Welt zu sein, die diesen tollen neuen Service in Anspruch nimmt "schlug" ich ein bzw. unterschrieb das Aufnahmeformular. Irgendwann bekam ich eine E-Mail von wegen ich bin dabei und daraufhin einen Brief mit einer goldenen DHL-Karte. Witzigerweise zeigte mir kurz darauf eine Freundin ebenfalls so eine goldene Karte, weil sie sich eine DHL-Packstation zugelegt hatte. "Naja, warum sollen die für jeden Service eine andere Karte machen, man kann ja die Daten hinterlegen", dachte ich mir so. 
Dann kam der Tag, wo ich mal wieder etwas im Internet bestellte und statt meiner Hausadresse die Postfiliale angab. Dazu gab es eine kleine Anleitung auf www.paket.de. Die Details mit Filialnummer etc. erspare ich euch mal an dieser Stelle. Einige Tage nach meiner Bestellbestätigung erhielt ich die E-Mail vom Versender, dass beide Pakete (verschiedene Absender) versendet wurden. Eins davon hatte eine Sendungsnummer bekommen, die andere nicht. Danach erhielt ich wieder eine E-Mail, dass alles in der Filiale zugestellt wurde und dann fing mein Spaß an. 

Ich ging zur Postfiliale meines Vertrauens, stellte mich in die Schlange und kam dran. Einen Abholschein hatte ich ja nun nicht, nur einen elektronischen Schrieb mit einer Sendungsnummer und der Info, dass alles da sei. Ich legte dafür noch meine goldene Karte auf den Tresen. Daraufhin wurde ich schräg beäugt und darauf hingewiesen, dass es hier keine Packstation gäbe und ich zu meiner Packstation fahren müsse. Ich erklärte ihr, dass ich keine Packstation habe, sondern diesen anderen tollen Service hätte und meine Pakete direkt in die Filiale gesendet worden wären. Daraufhin zeigte sie auf die Karte und sagte, dass das eine Packstationkarte sei. Ich widersprach, konnte aber einräumen, dass man diese Karte für mehrere DHL-Dienste in Anspruch nehmen konnte (ich Fuchs!). Daraufhin erbarmte sie sich meinem Drängen und verzog sich in die Katakomben meiner Haus und Hof Postfiliale, um die beiden Pakete zu suchen. Sie war wirklich lange weg, so dass ich ihr erstmal glaubte, als sie sagte, dass sie überall gesucht habe und leider keine Pakete mit meinem Namen zu finden seien. Sie bat mich: Ich möchte doch bitte die DHL-Hotline anrufen und dort fragen, wo die Pakete seien. 

Ich freue mich, wenn die Verantwortung plötzlich beim Kunden liegt. Weil ICH scheine ja offensichtlich etwas falsch gemacht zu haben. 
Also rufe ich am nächsten Tag die kostenlose (na wenigstens etwas) Hotline an und spreche erstmal mit einer Maschine. Es gibt diverse Auswahlmöglichkeiten, die ich dann passend für mich der Computerstimme mitteile. Ich habe eine nette Dame am anderen Ende der Leitung und erzähle ihr mein Anliegen. Leider kann sie nichts für mich tun, warum genau habe ich nicht verstanden, und sie bittet mich nochmal diese Nummer zu wählen und statt "Paket" (dachte irgendwie, dass das zum Thema passt???!) "Sonstiges" zu sagen. Zu der Abteilung "Sonstiges" konnte sie mich leider nicht direkt stellen, weil sie gar nichts mit denen zu tun hätte blablabla. 

Ich wählte also erneut die kostenfreie 0800er-Nummer und sagte:"Sonstiges". Leider verstand der Computer plötzlich meine Aussprache nicht mehr also wiederholte ich diese Prozedur geduldig, bis mich der Computer mit dem Schaum vor dem Mund besser verstand. Ein junger Mann nahm ab und ich erklärte ihm erneut mein Anliegen. Er wäre leider auch nicht für mich zuständig, würde mich aber gleich zu der passenden Abteilung weiterstellen, obwohl das immer schwierig sei, weil da meist besetzt sei. Und...so war es auch. Ich verwickelte ihn geschickt in ein Gespräch und fragte nach zwei Minuten erneut, ob er es nochmal versuchen könnte mich zu den betriebsamen Kollegen durchzustellen. Das verweigerte er. Es sei ihm nur einmal erlaubt, mich weiterzuleiten. Strenge sitten bei der Post... Ich musste unweigerlich lachen und fragte ihn nach seinem Aufgabenbereich. Er kümmere sich um Reklamationen, sagte er mir fröhlich. "Ja, aber die habe ich doch!", erwiderte ich. Er erklärte mir, dass es sich um Beanstandungen mit dem Personal in der Filiale oder an der Haustür handele. Daraufhin sagte ich ihm, dass es doch keinen Sinn mache, wenn ich nun wieder die "Sonstiges"-Schiene fahren würde nur um dem nächsten Kollegen das gleiche Problem zu schildern. Er könne nichts machen außer mir die Nummer von den viel beschäftigten Kollegen zu geben (die aber nicht kostenfrei war) und bügelte mich unfreundlich ab. Daraufhin atmete ich tief ein und aus und rief ein weiters Mal die Hotline an, sprach mit dem Computer, der dieses Mal "Sonstiges" gleich verstand und landete bei einer Dame. Dieser erklärte ich meine Story erneut und auch sie versuchte mich mit den fleißigen Kollegen zu verbinden. Kein Erfolg. Statt mich aber abzuwimmeln, war sie sehr einfühlsam und nahm meine Daten auf, um diese dann für einen Rückruf bei der stark ausgelasteten Abteilung zu hinterlegen. Ich fühlte mich gut versorgt und wartete. Und wartete. Und wartete. Den ganzen Tag rief niemand an. Bis heute, es ist jetzt ca. 2 Monate her, hat mich niemand angerufen. 

Wahrscheinlich sind die einfach super organisiert und haben den Call storniert, weil ich dann inzwischen nochmal bei meiner Postfiliale auf der Matte stand. Es war der eifrige Herr, der mir diesen "Service" verkauft hatte. Er belehrte mich, dass ich nur Pakete, keine Päckchen an die Filiale senden könne. Woraufhin ich ihm sagte, dass ich aber nicht vorher wüsste, wie der Absender die Ware versenden würde. Er entschuldigte sich und zog los ins Lager. Ohne Erfolg. Ich erklärte ihm nochmal (hatte dazu alles ausgedruckt (Haptiker erzählt Visuellem die Welt), um mich verständlich zu machen) was ich gemacht hatte dann durchfuhr ihn ein Geistesblitz. Er hackte hektisch in seine Tastatur und gab wohl als Empfänger nicht meinen Namen ein, sondern die Postfiliale und siehe da, es tauchten nicht nur meine Pakete auf, sondern Herr Meyer vom Vortag und Frau Schulze von Mittags auch. Diese wurden wie ich nach Hause geschickt, um sich mit der sinn- äh kostenlosen Hotline in Verbindung zu setzen. Freude strahlend überreichte er mir meine bestellte Ware und informierte stolz seine Kolleginnen an den anderen Schaltern über seine neusten Erkenntnisse. 
Ich denke, ich war wirklich eine der ersten, vielleicht nicht auf der Welt, aber wenigstens in meinem Stadtteil, die diesen Service benutzt haben. Das war aber auch das letzte Mal! Dann warte ich lieber zwei Tage länger anstatt diese Tortur zu durchlaufen. Erwarte noch ein Dankschreiben inkl. Orden von der Post, aber der Brief wurde vermutlich direkt an die Filiale gesendet... 

Ich wäre übrigens auch nicht so glücklich, wenn ich wüsste, dass ich Leute dran habe, die "Sonstiges" auf ein Band gesprochen haben...
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